2021 JANUAR
Zum Jahreswechsel lese ich meine Reiseberichte und Zeitungsartikel über die Grenzschliessungen und Quarantänezeit in Argentinien und die Dramen mit dem Wohnmobil und dem letzten der letzten Rückflüge in die Schweiz. Ich lese über die vielen Menschen in Argentinien und in der Schweiz, die mich in dieser Zeit aufmerksam und liebevoll unterstützt haben. Diese spannenden Geschichten ereigneten sich um Ostern 2020.
Mit einigen Eucharistiefeiern, bei denen ich als Nothelfer diene, verbringe ich die Zeit vom Advent über Weihnachten bis hinein ins Neue Jahr im Sarganserland, in Vilters, Wangs, Mels/Heiligkreuz und Sargans. Im Januar häufen sich die Anfragen sogar für jedes Wochenende. Ein Kapuzinerpater in Mels ist verstorben (jetzt sind es nur noch zwei) und ein Pater einer anderen Gemeinschaft muss sich in einer Klinik psychisch aufbauen lassen. Nach neuneinhalb Jahren Pensionierung werde ich corona-bedingt reaktiviert. Zwischendurch bittet man mich auch Urnen beizusetzen. Behörden und Gottesdienstbesucherinnen – es dürfen nur fünfzig Personen nach Anmeldung in einer Kirche sein - drücken mir oft ihre Dankbarkeit aus. Das gibt mir ein gutes Gefühl über das Prädikat „brauchbar“ hinaus. Was ich in diesen Monaten wegen Corona erfahren darf, erfüllt mich mit tiefer Dankbarkeit. Alte und junge Menschen entfalten eine grossartige Aufmerksamkeit, Hilfsbereitschaft, Unterstützung, Menschlichkeit, Kreativität, Fantasie zur Tat, Zusammengehörigkeit, eine Fülle an guten Werken und Kampf gegen die Depression. Sooou schööön!
Statt „bliib gsund!“ witzeln manche „bliib negativ!“
Am 7. Januar 21 fliegen einige meiner Panamericana-Reisefreunde aus Europa nach Costa Rica zurück. Dort holen sie ihre Wohnmobile aus dem Zollverschluss. Ihr Plan: Am 21. Januar gemeinsam starten und durch Nicaragua, Honduras, Guatemala, Mexiko bis in die USA diese Reise zu Ende führen. Sie hat im November 2019 in Buenos Aires begonnen.
Mein Wohnmobil steht in Vilters. Ich wohne stets behaglich darin. Sooou schööön!
Mitte Januar sind wir allerorten beschäftigt, die Zufahrten und Parkplätze vor den Häusern vom tiefen Schnee zu räumen. Bloss, wohin damit? Die tiefverschneite Winterlandschaft wirkt sooou schööön!
Nebst Lockdown gibt`s in der Ostschweiz auch Flockdown (Bündner TV).
In den Bergen herrscht grosse Lawinengefahr. Die ersten Snowboarder sind tot. In Zürich geht verkehrsmässig gar nichts mehr. In Bern fehlt jeder Schnee.
Öfter mal liege ich dicht am Fenster und schaue dem leisen Schneetreiben zu. Kindheitserinnerungen und Echtzeiterlebnis. Sooou schööön!
Am 16./17. Januar predige ich in meinem Heimatdorf Vilters und in Sargans zum Thema Berufung. Da rede ich auch von mir. Vielleicht habe ich dir noch nie zuvor davon erzählt. Diese Passage aus der Predigt will ich dir beifügen:
„Berufungen wickeln sich sehr unterschiedlich ab. Samuel wird in der Nacht dreimal aufgeschreckt und als er eine Deutung von dieser Be-rufung erhält, dauert es noch Jahre, bis er zum Einsatz kommt.
Johannes schart ein paar Schüler um sich. Als Jesus für alle andern unerkannt vorbeigeht, sagt Johannes: „Seht das Lamm Gottes“. Sofort lassen zwei Schüler Johannes im Stich und trippeln hinter Jesus her. Der dreht sich um und fragt: „Was sucht ihr?“ Völlig ertappt sagt einer der Sensationsjäger zusammenhanglos und verlegen: „Wo wohnst du?“ Jesus wohnt nicht mehr bei seiner Familie in Nazareth. Er wohnt auf der Strasse. Darum sagt er kurz: „Kommt und seht“. Die werden sich wundern. Jesus „wohnt“ nämlich überall - bei den Menschen! (ohne Wohnung, ohne Wohnmobil, dann und wann als Gast in einem Haus).
Wie war deine Berufung? Hat dich der Blitz aus heiterem Himmel getroffen und vom Pferd geworfen wie Saulus? Oder hast du ein schlimmes Unwetter erlebt und ein Gelübde gemacht wie Martin Luther? So haben junge Menschen immer wieder nach meiner Berufung gefragt.
Nein, bei mir war es viel harmloser, viel normaler. Seit etwa der vierten Klasse wusste ich, ich möchte Missionar in Afrika werden. Da wäre ich Doktor für die Kranken, Architekt, Bauarbeiter und Handwerker für Kirchen und Schulen. Da hätte ich einen Töff und einen Jeep, um die Menschen in den Dörfern zu besuchen. Da würde ich mit den Gemeinden sehr bewegte Gottesdienste feiern und die afrikanischen Menschen singen und tanzen sehn. Das kannte ich so von der Leinwand, wenn gelegentlich ein Missionar mit einem knarrenden Filmprojektor im Lindensaal sein Leben und Arbeiten schwarz/weiss dargestellt hat.
Mich hat als Kind die Liturgie und Zeremonie in der Kirche fasziniert. Das war alles so anders als in der Schule und im Alltag an der Hintergasse in Vilters. So feierlich, so geheimnisvoll, so mystisch.
Ich hatte auch meine Zeit des Unglaubens während der Pubertät. Da war ich im Gymnasium in Rheineck und in Altdorf. Ich habe die Feier der Gottesdienste weiterhin gut ertragen. Aber ich habe in dieser Zeit philosophiert und psychologisiert. Vor der Matura hat mir dann Gott rechtzeitig den Philosophen Descartes über den Weg geschickt. Descartes sagt, die Frage nach Gott ist keine philosophische Frage. Ob es einen Gott gibt, kann die Philosophie genauso wenig beantworten wie sie nicht beweisen kann, dass es keinen Gott gibt. Die Frage nach Gott ist keine philosophische Frage, sondern eine Glaubensfrage! Das war für mich die klare Antwort, der ich mich plötzlich stellen musste. Will ich glauben und meinen Beruf um des Glaubens willens wählen, oder glaube ich nicht und wähle ich einen anderen vernünftigen Beruf.
Ich hatte nun die Antwort, dass man für den Glauben an Jesus Christus, an Gott und den Heiligen Geist auch mal Kerzen anzünden und schöne Lieder singen darf, dass man auch erhabene Kirchen bauen und liturgische Gewänder umhängen darf. All das habe ich in der pubertären Glaubenskrise als menschenverführend abgelehnt.“
Was für eine Abwechslung! Marco reicht mir einen Kessel Heisswasser aufs Womo Dach. Damit lassen sich die eingefrorenen Drehgelenke der Fernsehschüssel auftauen und die Schüssel wieder einklappen. So bin ich startbereit für eine Fahrt durch die Winterlandschaft bis Arbon. Das Womo startet und fährt, als ob es das täglich tun würde. Ich brauche eine neue WC-Kassette. Mit einer defekten Kassette lässt sich das Corona Ende nicht abwarten. Bei dieser Gelegenheit fahre ich auch nach Wil SG, um Gas zu tanken.
20. Januar 21. Der unwürdige Lügenpräsident der USA ist weg. Sein Narzissmus bricht auch mit der Tradition, bei der Amtseinführung des neuen Präsidenten anwesend zu sein. Das ist das Beste, was er tun kann. So stört er die Atmosphäre der Feierlichkeiten nicht.
Tiefschnee, Föhn, Tiefschnee, Regen. So wechselt die Natur launenhaft ihr Design. Ich fühle mich durch das Schneeräumen in den vergangenen Tagen topfit. Heute liegt schwerer Nassschnee. Ich fange keinen Hexenschuss, sondern Hexenmesser ein. Immer wieder sticht diese Hexe von Hinten in die Lenden-, Nierengegend auf mich ein. Ich bewege mich nur noch mit Schmerzen. Um mein Gestell zu entlasten, lege ich mich schon kurz nach 18 Uhr schlafen. Hättest du zu dieser Zeit irgendwo in der Schweiz dein Wohnzimmerfenster aufgesperrt, du würdest mich schreien hören. Selbst eine Bärin mit Jungen würde bei meinem Geschrei Reissaus nehmen. Nach dem zwanzigsten Schrei reisse ich mich mit Todesverachtung hoch, um mich aus der misslichen Lage, dem Liegen, zu befreien. Diese und weitere Nächte döse ich halb aufrecht im Beifahrersitz mit hochgelagerten Beinen. Gerade so unbequem wie bei einem Langstreckenflug. Sooou ….!
Am 29. Januar feiert meine/unsere Cousine den 95. Geburtstag im Seniorenheim in Gossau. Ich darf sie besuchen und mit ihr am selben Tisch das Mittagessen einnehmen. Darüber freut sie sich seit langer, einsamer Zeit am meisten. Noch weiss sie nicht, dass ich wegen eines Missgeschicks ihrerseits, nach dem Essen sogar mit einem eigens dafür ausgestellten Passierschein trotz Corona-no-way in ihre Wohnung darf, um zwischen ihr und der Heimleitung zu vermitteln.
Ihr Missgeschick? Der Kochherd ist auf Stufe eins eingeschaltet. Als sie ein Telefonat erhält, lässt sie sich ablenken und einen Lappen auf der Platte liegen. Nach etwa drei Stunden kommen Angestellte und die Feuerwehr angebraust. Der Haustechniker schaltet ihren Herd total ab. Sie darf in ihrer Wohnung nicht mehr kochen. Das lässt sich die fünfundneunzigjähre Dame nicht bieten und macht Radau. Die Heimleitung bittet mich zu vermitteln. Dazu darf ich ausnahmsweise mit eben diesem Passierschein in ihre Wohnung.
Die Cousine hat mit ihren Auftritten ohne meine Vermittlung bereits erreicht, dass der Herd wieder eingeschaltet wird. Sie ist zwar schwach auf den Beinen, aber ganz hell im Kopf und selbstbewusst im Auftreten, besser gesagt im Aufsitzen. Sooou schööön!
Den Monat Januar schliesse ich mit grosser Dankbarkeit und Zufriedenheit mit einer Eucharistiefeier in der Pfarrkirche Wangs. Zu dieser Liturgie gehört das Kerzensegnen für mehr Glaubenslicht ins Dunkel unserer Tage und der Blasiussegen mit der Bitte um Gesundheit.
„Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht, Christus meine Zuversicht, auf dich vertrau` ich und fürcht` mich nicht, auf dich vertrau` ich und fürcht` mich nicht.“ Lied aus Taizé
2021 März
Am 1. März 21 starte ich für eine dreiwöchige Reise von Ost nach West durch die Schweiz. Ohne bestimmtes Ziel, einfach so, wie es kommt. Nach siebeneinhalb Kilometern parke ich bei Ragnatsch auf einem 24 Stunden Parkplatz. Mich interessiert der Jubiläumsweg von Sargans bis Flums, den Primarschüler eingerichtet haben. Auf einem kleinen Stück Weges halte ich mich drei Stunden lang auf. Lese ein paar der interessanten Tafeln zur Geschichte und freue mich an Frühlingsblumen und sprudelnden Bächen.
Auf dem Jubiläumsweg gibt es 15 Tafeln mit Informationen zur Geschichte der Region. Diese Tafeln wurden zum Jubiläum 1250 Jahre (im Jahre 2015, bzw 2017) gestaltet. Sie enthalten Interessantes zum Hochwasser in Flums und Mels, Kloster Pfäfers, der Rätoromanischen Sprache, den Orts- und Flurnamen, dem Schloss Nidberg, der Grafschaft Sargans, dem Testament von Bischof Tello, dem Kloster Mels, Gonzenbergwerk oder dem Städtchen Sargans.
Nachts fällt das Thermometer aussen auf Null Grad und innen auf Sechs. Die weiche Decke hält mich aber mollig warm. Mein Bruder Ernst neckt mich später, dass ich vor Heimweh bereits nach sieben Kilometern Halt gemacht habe.
Mal wieder über den Kerenzerberg von Murg bis Näfels (2.3.). Das wär`s. Das Womo führt mich mühelos rüber. Sooou schööön!
Ich entscheide mich, nicht durch Zürich zu fahren und steuere Richtung Rotkreuz. Meine Schwester Theres zieht es vor zu Hause zu bleiben und meine Wäsche zu waschen. Sie sucht mit ihren beiden operierten Augen der Kälte zu entfliehen. Mit dem Effekt der zwei neuen Linsen ist sie begeistert. Hans muss sich daran gewöhnen, dass seine Frau jetzt wieder den kleinsten Dreck sieht.
Hans führt mich durch Wälder und Anhöhen in der Umgebung. Am zweiten Tag (3.3.) kommt mein Studienfreund Albert mit seiner Frau Verena dazu. In drei Stunden wandern wir von meinem Wohnmobil im Breitfeld übers Michelschrüz wieder zurück. Mein Hexenrücken schimpft am Abend. Lassen wir das!
Ein Spaziergang bei der Vogelwarte Sempach am See animiert mich von wärmerem Wetter zu träumen. Ein tak away Plakat vor dem Gasthof Engel in Hüswil lässt mich auf die Bremse treten. Das Mittagessen wird zum Womo getragen. Das Gasthaus mit der Familie Bisten empfiehlt sich auch als Womo-Stellplatz.
Ich lagere vor den Toren des Zisterzienserklosters St. Urban (4.3.). Gegründet wurde es 1194 von und für Adelige, wage ich zu behaupten. 1848 wurde das Kloster per Dekret des Grossen Rates von Luzern aufgehoben und liquidiert. Vom selben Kanton um 1870 wieder zurückgekauft und nach drei Jahren zur Psychiatrischen Klinik umfunktioniert. Seit 1980 zog die Psychiatrie in Neubauten nebenan um und seit 2006 ist St. Urban Hauptsitz der Luzerner Psychiatrie. Die Klosterkirche funktioniert heute als Pfarrkirche.
Egal wo ich in der Schweiz stehe, Roger will mich morgen (5.3.) von St. Gallen her besuchen. Hei, das klappt bei Langenthal. Ohne Zögern setzt er sich ans Steuer. Fahrend geniessen wir die Hügellandschaft mit den Bauernhäusern und ihren gewaltigen Vordächern. Roger zeigt mir das Hotel Kreuz in Dürrenroth. Wir besteigen die Burg in Sumiswald, heute Pflegewohnheim und das Schloss mit hübschem Innenhof bei Trachselwald vom Truppenzentrum Grünenmatt aus.
In Burgdorf ärgern mich die Höhenbeschränkungslatten vor Parkplätzen. Wir suchen weiter und finden im Industriegebiet an der Buchmattstrasse einen Parkplatz für 24 Stunden. Perfekt und ruhig, weil am Wochenende niemand arbeitet. In drei Minuten erreichen wir den imaginären Bahnhof von Buchmatt und fahren weitere drei Minuten nach Burgdorf. Die historisch reiche Oberstadt und das Schloss sind Hingucker. Roger beendet seinen Trip in Burgdorf und fährt nach St. Gallen. Ich lege mich im Industriegebiet schlafen und werde durch Nichts gestört.
Am 6. März fahre ich weiter durch die schönen Hügel und Täler parallel zum Emmental. Bei Grosshochstetten rügt mich eine Frauenstimme, ich solle während der Fahrt das Telefon nicht abnehmen! Sie würden mich hinter meinem Womo beobachten. Was für ein Zufall! Helen und Stefan sind von Bern kommend im selben Moment auf denselben Kreisel zugefahren, haben mein Womo erkannt und mich bei nächster Gelegenheit telefonisch gestoppt. Von solch zufallenden Zu-fällen lebe ich andauernd. Sooou schööön!
Die Nacht verbringe ich wie oft schon auf dem grossen, autoleeren Parkplatz an der Lorrainebrücke in Bern.
Stefan steigt am Sonntagmorgen (7.3.) zu. Unser Ziel, am Creux du Van zu stehen und zu staunen und die Eishöhle von Monlési im Val de Travers zu besuchen. Der Grund der Höhle ist mit einer meterdicken Eisschicht bedeckt, insgesamt enthält die Höhle fast 10'000 m³ Eis und ist am Wachsen.
Bei Montalchez, auf dem Weg zum Creux du Van hoch, muss ich kurz ein Manöver machen. Dann Retourgang einschalten und wieder den Ersten, um wegzufahren. Retour geht, beim Ersten macht das Womo einen Gump nach hinten. Noch ein Versuch und noch einer, immer dasselbe und die Kupplung stinkt zum Himmel. Schliesslich hält ein Baum meine Karosserie fest. Wir steigen aus, um nach dem Schaden zu schauen. Fahren zwei Bauern in einem Auto vorbei. Scheibe runter. „Sollen wir dich mit dem Traktor hochziehen?“ Ja gern. Er fährt zurück zum nahegelegenen Bauernhof und kommt mit dem Traktor wieder. Zieht mich ein Stück die Strasse hoch und lässt mich rücklings auf den kleinen Platz einrollen. Die beiden spontanen Bauern, soooo lieb!
Nach fast einer Stunde kommt der TCS Mechaniker. Prüft und legt sich dann unter den Motor. Die Auflage auf dem Kupplungskopf sei in Ordnung, aber die Seile seien etwas unordentlich. Dort könne das Problem liegen. Er versucht provisorisch mit Kabelbindern etwas Stabilität zu erreichen. Ich solle demnächst eine Werkstatt aufsuchen und bislang den Retourgang so wenig wie möglich benutzen. Danke schön!
Ich habe schon damit rechnen müssen, das Womo huckepack mit einem grossen Camion auf einer schmalen Bergstrasse abführen zu lassen. Noch ist es wieder einmal gut gegangen. Wir sind beide guter Dinge, Stefan und ich, und fahren bis auf vierzehnhundert Meter zum Creux du Van hoch. Ein herrlicher Ausblick in diese Felswände. Die Steinböcke lassen sich auf wenige Meter Distanz nicht stören. Sooou schööön! (Für das Projekt Eishöhle Monlési bleibt heute keine Zeit mehr.)
Gegen Abend kommen wir glücklich über den Verlauf der Dinge und den Creux du Van wieder in Bern an der Lorraine-Brücke an. Nur kurze Momente lang schockt mich jeweils der Gedanke, wie alles schlimmer hätte ausgehen können. Helen bekocht Stefan, Eliah, Meret und mich mit einem feinen Risotto und Filet im Teig, Spinat und Salat. So ein gesundes Essen ist für mich erwähnenswert. Sooo fein!
Frühmorgens (8.3.) telefoniere ich mit Fürk AG St. Gallen. Simon weiss mir eine gute Iveco-Werkstatt in Höchstetten. Zweiunddreissig Kilometer von Bern. > Die städtische Putzequipe kommt meinen verbotenen Parkplatz säubern. Ich räume ungestraft das Feld und fahre nach Höchstetten. > Unvermittelt legt sich ein Mechaniker von Luder AG für eine Diagnose unter das Fahrzeug und kommt mit Fotos raus. Die Kupplungshydraulik ist wieder leck. Ich hatte sie am Stück in Rio Gallegos Ende 2019 ersetzen lassen. Möglicherweise sind auch die Schaltseile wieder kaputt. Auch die hatte Fürk AG vor meiner Südamerikareise ausgewechselt. Da die Beschaffung der Seile wegen einer Speziallänge nicht so einfach ist, bietet Luder AG mir den besten Platz zum Verweilen vor ihrer Werkhalle und stellt wie selbstverständlich noch die Kabelrolle dazu, während ich bei kalter Bise den ganzen Vormittag über die Felder spaziere. Wie selbstverständlich offerieren sie mir auch ein kleines Auto, falls ich irgendwohin fahren wolle. So ein guter Club, diese Firma Luder AG. Zusammen mit dem Chef und acht Mitarbeitern habe ich die Znünipause verbringen dürfen und viel Dummes erzählt. Der Chef ist ein noch unentwegterer Reisefreak wie ich. Ich weiss, was du wieder denkst, dieser Fahrende hat immer Glück! So ist es. Sooou schööön!
Während (9.3.) die Mechs mir das Womo zerlegen, gehe ich fünf Stunden auf Wanderschaft zum Aeschiburgsee.
Sabatin von Bern setzt sich nach Feierabend ins Auto und besucht mich in Höchstetten. Das Risotto à la Lorenzo schmeckt „uns“. Sabatin entlockt mir Bilder und Geschichten von meiner Russlandreise. Davon zu erzählen ist wieder erleben. Da möchte er hin.
Der Chef Daniel Luder nimmt sich eine Stunde Zeit, mit mir über sein Reisen und den Aufbau seiner Firma aus dem Nichts zu erzählen. Zusammen mit zwei Söhnen macht er auch Erweiterungspläne. Schliesslich zeige ich des Chefs Vater noch mein Wohnmobil. Er ist begeistert davon, was man als alter Mann noch zu Gesicht bekommt. Die Gegend erkunde ich heute (10.3.) mit dem Fahrrad.
Schlechte Nachricht (11.3.) bringt mir die Technomag ins Haus. Sie können keine neuen Schaltseile herstellen. Sie seien zu kompliziert aufgebaut. Fürk AG St. Gallen meint darauf, ich solle die Seile provisorisch einbauen lassen und mit Kabelbindern möglichst fixieren, um nach St. Gallen zu fahren. Dort werde er sie ausbauen und dem St. Galler Hersteller aushändigen. Daniel Luder AG findet mit seinem Mechaniker eine Lösung. Er will die Pfannen abtrennen, neue Gewinde schneiden und Pfannen mit Ringsicherungen anbauen. So wird`s gemacht!
Gute Nachricht. Dank der Improvisation an den Schaltseilen, die erst noch sicherer ist als das bisherige Plastikzeug, kann ich bereits nach vier Tagen meine „Ferienreise“ wieder fortsetzen. Sooou schöön!
Verzögerung der Abreise: Bist du Morgen noch da, frägt der Chef? Wenn ich zu einem Interview über meine Reisen bereit wäre, würde er morgen gern ein paar Fotos machen lassen, damit wir das schon mal im Kasten hätten und mir später einen Interviewer von der Zeitschrift IVECO & YOU auf die Versen hetzen. Na klar doch, machen wir!
Nach Torschluss kommt der Chef mit digitalisierten Super8 Filmen aus seiner Jugendweltreisezeit vorbei. Ob er gleich reinkommen wolle? Nein, er habe einen Kollegen dabei. Schwubs kommen beide zu einem Glas Wein und verlassen mich erst nach zwei Stunden wieder. Souuu schööön!
Noch eine Verzögerung der Abreise: „Bist du morgen zum Mittagessen noch hier,“ fragt der Chef? „Ich möchte dich gern zusammen mit meinen beiden Söhnen Martin und Beat zum Sauerkrautfondue nach Hause einladen!“ Wer wird denn so ein Angebot abschlagen? Ich jedenfalls nicht!
Das Berner Bauernhaus, das Daniel bewohnt wurde 1740 erbaut.
Dem Käsefondue ist ganz wenig gekochtes, gehacktes Sauerkraut beigemischt. Es erhält einen leicht säuerlichen Akzent. Bekömmlich. Die beiden Jungen sprechen perfekt Thailändisch. Durch ihre Mutter von Kindsbeinen an gelernt. So eine Sprachenchance! Mit einem Holzofenbrot, einem Sack voller Wahlnüsse und einer Tüte Steinpilzen verlasse ich meine Mechs!
Noch nicht direkt, denn just in diesem Moment kommt der Bruder von Daniel vorbei. Vor ein paar Tagen ist Peche aus Argentinien zurückgekommen. Er ist nach St. Louis ausgewandert und hat viel zu erzählen.
Auf der Autobahnraststätte Münsingen kann ich das Wohnmobil versäubern und fahre gezielt weiter nach Uebischi. Kurz vor dem Dorf entdecke ich den P14 der Schweizer Armee (12.3.). Rahel ist nach einem Telefonanruf sofort zur Stelle und wir spazieren dem See entlang. Hier verbringe ich in idyllischer Lage am Geistsee die Nacht. Die Armee führt an Wochenenden keinen Krieg!
Am Morgen (13.3.) umwandere ich den See. Als ich mich per Whatsup von Rahel verabschiede, kommt sie mit ihren Söhnen Elia und Lias mit einem selbstgemachten Butterzopf im Gepäck angelaufen. Die beiden Jungen sind begeistert über meine Reisemöglichkeit in diesem Luxusdampfer und staunen über die zurückgelegten Wege. Diese gelungene Begegnung: Sooou schööön!
Eine P14 Nachbarin rät mir zur Weiterfahrt über Riggisberg, Schwarzenburg, Fribourg. Eine wirklich fantastische Hügellandschaft mit Schneebergen zur Seite. Ich bin etwas verunsichert wegen der künftigen Wetterlage. Am Sonntag soll es über Land schneien! Brrr. Orkanartige Böen soll es dabei geben!
Bei Villars sur Glâne überquere ich die Brücke hoch über der Glâne und parkiere gleich am Waldrand. Von der Brücke aus telefoniere ich Martin, der hier irgendwo wohnt. Erst nimmt er meinen Anruf nicht an. Dann ruft er gleich zurück: „Wo bist du? Ich bin bei deinem Wohnmobil!“ „Ich bin hier auf der Brücke, ich kann dich sehen,“ rufe ich zurück. Wieder so ein Zu-fall! Martin kommt von der anderen Seite her gefahren, erkennt mein Womo und dreht spontan hinzu.
Mein Studienfreund bewohnt mit Joselyne in Villars sur Glâne ein sehr schön umgebautes, historisch wertvolles Haus. Joselyne packt mir ein paar selbstgefertigte Rosinenguetzli in die Tüte! Auf Anraten von Martin verbringe ich diese Nacht auf dem Coop Parkplatz. Es gibt hier keine Bäume, die mir beim angekündigten Sturm aufs Dach fallen können.
Die Cluniazenser haben um 909 in Frankreich begonnen, ein Benediktinerkloster zu gründen. Dieser Aufbruch war herbeigesehnt und fand einen enormen Zuspruch. Eine Stiftung ist die Klosteranlage von Romainmôtier, der Kirche von Cluny nachempfunden, die mich heute (14.3.) beeindruckt. In der Anlage gibt es das Priorhaus. Die Schriftstellerin Katharina von Arx hat es zu neuem Leben erweckt.
Das Priorhaus stammt aus der Zeit um 1280, als die Abtei an einer Hauptverkehrsachse lag. In den Sälen erholten sich die Adligen von ihrer Pilgerreise nach Santiago de Compostela, und 1501 wurde hier sogar die Hochzeit von Margaretha, der Tochter Kaiser Maximilians von Österreich, mit Philibert von Savoyen gefeiert. Im Mittelalter gab es europaweit rund 1000 solcher Nobelherbergen.
Das regnerische Wetter und Schneefall, ein sich leerender Gastank und Dieselmangel vertreiben mich aus Romainmôtier. Zurückschauend auf meine Fotos wird mir voll bewusst, wie schön ich es während diesen zwei Wochen gehabt habe. Soou schööön!
Auf dem Weg nach Vilters ruft mich der Werkstattchef Daniel Luder AG an, wie es mit meinem Gefährt gehe. Sowas von aufmerksam!
Jetzt hocke ich nach vierzehn Tagen und fünf Seiten getippten Erlebnissen bei zeitweisem Schneefall frühzeitig wieder in Vilters.
2021 MÄRZ T2, APRIL
Ich schreibe ausnahmsweise etwas rückblickend auf die zweite Märzhälfte. Am Josefstag, 19. März kaufe ich mir ein e-bike namens ibex um die Steigungen und häufigen Föhnattacken im Sarganserland gemächlicher zu überwinden.
Den vorläufig letzten von zweiundzwanzig Gottesdiensten seit Juli 2020 im Sarganserland (siebzehn Gemeindegottesdienste, drei Urnenbeisetzungen, zwei Taufen) halte ich am 21. April in Weisstannen. Das Feiern und die Dankbarkeit der GottesdienstbesucherInnen ist für mich nach zehn Jahren Reisen eine wohltuende Erfahrung.
Der warme Frühlingsanfang kommt mir und dem neuen e-bike gelegen. Was für ein gutes Gefühl. Aber auch das Skifahren will ich nicht lassen. Bald flitze ich auf den Pisten am Pizol.
Eine Nachlässigkeit setzt mir (29.März) schmerzhafte Grenzen. Ich müsste die Skibindung einstellen lassen. Tu` es aber nicht! Über einer Geländekannte haue ich den linken Schuh in voller Fahrt aus der Bindung. Mein Sturz endet mit einem Aufprall in der Steissbein- und Lendengegend. Gekrümmt auf wackeligen Beinen rutsche ich die Hänge runter bis zur Kabinenbahn. Der ehemalige Nachbar Sepp begleitet mich. Als ich in der Talstation nach Hilfe zum Aussteigen rufe, meint ein Bahnangestellter verschmitzt: „Gell. In unserem Alter lässt man keinen Rettungsschlitten mehr kommen“. Am Abend besuche ich freiwillig die Notfallstation des Spitals Walenstadt. Röntgenaufnahmen deuten ungefähr zwei Frakturen an.
Mit Cortison bepackt bringen mich anderntags Betti und Paul zu meinem Hausarzt nach Walzenhausen (30. März) zur ersten Coronaimpfung mit Moderna. Um die Impfwirkung nicht zu verringern oder gar auszuschliessen, muss ich sofort auf Cortison verzichten. Ich füttere mich seither mit Medikamenten wie Ecofenac und Xefo durch.
In der Osterwoche nähre ich meine Seele mit Gebetsübertragungen aus der ökumenischen Communautée de Taizé. Erfüllung vom Feinsten.
Nach den Festtagen kann ich (6. April) ein MRI in Bad Ragaz machen lassen. Unheimliche heimliche Metastasen werden ausgeschlossen. Jetzt soll ich (7. April) ebenfalls in Bad Ragaz eine Knochendichtemessung machen lassen. Osteoporose? Das Resultat steht noch aus. 1. weil die zuständige Ärztin diese Daten erst in einer Woche verarbeitet. 2. wird dann mein Hausarzt für zwei Wochen in den Ferien sein. 3. werde ich meine geplanten zwei Wochen zur selben Zeit im Tessin verbringen.
Schmerzmittel sei Dank, kann ich die Tage im näheren Umfeld auf dem Campo Tamaro in Tenero herumhocken.
Gleich zwei Freunde (Tobias und Kornel) verbringen mit ihren Familien hier ihre Ferienzeit. Wir unternehmen kleine Ausflüge. Mila und Elin bringen mir jeden Morgen frische Gipfeli und Weggli zum Womo. Sooou lieb!
Kalt sind die Tage in der ersten Woche. Der Schnee schmilzt auf achthundert Metern nicht weg. Die Blumenknospen im Botanischen Garten auf der Insel Brissago haben sich teils zu früh geöffnet und sind erfroren, teils sind sie noch gar nicht erwacht.
Theres und Hans teilen die zweite Woche mit mir auf dem Campo Tamaro. Immer wenn sie ankommen, geht gleich was in meinem Womo kaputt. Das ist gar nicht ihre Schuld. Reiner Zufall. Sie helfen mir jeweils die Misere zu beheben. Heute ist der Wasserablauf verstopft. Nach Stunden fliesst das Wasser Dank Rorax und heftigem Pumpen wieder.
Im Botanischen Garten der Firma Eisenhut über San Nazzaro sind viele Blumen schon verwelkt, neue im Kommen. An dem steilen Abhang zwischen zwei Bergbächen gibt es vor allem Kamelien und Magnolien in vielen Formen und Farben.
Das zirka dreissig Kilometer lange Verzascatal ist roh, steil und eng. Das leere Stauseebecken gleicht einer Steinwüste. Sonogno, zuhinterst im Tal, haben die Kulturförderer herausgeputzt.
Die Bäume stehen (23. April) im zartesten, fragenden Grün: Wird die Eiszeit vorbei sein?
Beim San Bernardino Nordportal (1611m) liegt noch viel Schnee. Mit meinen Augen fahre ich sehnsüchtig die Hänge der Skirouten ab. Bin fasziniert und bleibe eine Nacht hier. Der Schnee blendet auch am folgenden Tag.
Rücken hin oder her. Ich kann nicht widerstehen (24.04.21). Das e-bike schiebe ich unter der allgemeinen Fahrverbotsschranke durch, dann kurve ich locker zur San Bernardino Passhöhe (2066m, Aufstieg 450m) hoch. Prachtvolle Schneelandschaften. Sooou schööön!
Auch einer zweiten Nacht in dieser winterlichen Gegend kann ich nicht widerstehen und stelle später fest, die Frühlingsnatur ist im Churer Rheintal voll erwacht. Sooou schööön!
Auch die zweite Coronaimpfung mit Moderna (27.04.) überlebe ich ohne Nebenwirkungen. Hoffentlich wirkt die Impfung trotzdem.
In der Klinik Gut in Fläsch soll ich mich auf Anraten meines Hausarztes einem Chirurgen zur Begutachtung meiner Wirbelsäule stellen (28.04.). Der Begrüssung fügt der Chirurge hinzu: „Ich kenne Sie. Sie haben in Halden wunderbare Gottesdienste gefeiert. Sehr schöne Feiern an Weihnachten, auch zusammen mit ihrem Kollegen, wie hiess er noch, Charlie Wenk.“ Sooou schööön!
Die Röntgenbilder, die wir besprechen, entstammen keiner Verwechslung. Da gibt es alte und neue Brüche bei mir im Ledenwirbel- und Steissbeinbereich, die ich noch nie zuvor gesehen habe. Ich kann mich wohl an schmerzhafte Ereignisse erinnern, als ich 1992 wegen eines Hexenschusses in der Wüste von Ägypten vom Pferd gefallen bin; als ich 1992 half, einen Palmentopf über eine Treppe für eine Überwinterung zu tragen; als ich am 28. Januar 21 beim schweren Nasschneeräumen mit Werfen übertrieben habe; als ich am 29. März 21 beim Skifahren in voller Fahrt aus der Skibindung heraus und auf den Rücken gefallen bin.
Der Chirurge greift nicht zum Messer! Die Schäden sind auf Osteoporose zurückzuführen. Osteoporose, die bei Männern seltener vorkommt wie bei Frauen. In wenigen Jahren habe ich mich um sechs Zentimeter verkürzt! Wir werden zu klären versuchen, wodurch dieser Knochenabbau begünstigt wird, da ich doch Milch, Käse, Milchprodukte überhaupt sehr liebe und mich oft an der frischen Luft bewege.
Und weisst Du was das Schöne bei dieser vorübergehenden Schmerzphase ist? Mit dem E-bike, das ich kürzlich gekauft habe, bewege ich mich locker und schmerzfrei! Sooou schööön!
2021 Mai
Wie geht es wohl der ehemaligen Mitarbeiterin und evangelischen Pfarrerin Sabina Hösli. Um das zu klären, fahre ich nach Zollikerberg und finde sogar einen Park-Übernachtungsplatz an einem Waldrand Richtung Binz. Ich freue mich, wie Sabina hier mit wenigen öffentlichen Aufgaben ein glückliches Leben führt.
Am Muttertag (9.5.21) halten wir traditionell die Gedächtnisse unserer nächsten Verstorbenen in Vilters. Die Zahl der Verstorbenen steigt, während die Zahl der Überlebenden abnimmt.
Nadine und Dominic mitsamt ihren Mädchen Joline und Shana kommen mich auf ihrer Rückfahrt aus dem Tessin (10.5.21) in Vilters besuchen. Andere reisen, warum hocke ich immer bloss rum?
Ein Grund sind die seit Januar andauernden Schmerzen in meinen Lenden wegen einbrechender Wirbel auf Grund von Osteoporose. Jetzt muss ich wirklich aufpassen, dass meine gute Stimmung nicht ins Jammern kippt.
Andreas vom Caravan Center in Arbon bringt mir in Kürze die TV-Einstellungen gemäss dem neuen Transponder zum Laufen. In dieser regnerischen, kalten Maienzeit freue ich mich vermehrt historische Filme und Naturfilme zu schauen.
Tobias will mir helfen, wieder in Fahrt zu kommen. Unterwegs zu ihm muss er mir mitteilen, sein sechsjähriger Sohn werde von Kopfschmerzen geplagt und brauche seinen Papa zu Hause. So verbringe ich denn diese Tage (17.-21.5.21) alleine im Thurgau. Mache kurze Velotouren zur Kartause Ittingen und nach Stein am Rhein. Bei Berlingen geniesse ich ein feines Womo-Dinner beim Restaurant Seestern.
Im Taizégottesdienst am Pfingstsamstag (22.5.21) in Halden fühle ich mich total zu Hause. Schön zu erleben, wie unsere NachfolgerInnen dieses wertvolle Gefäss der Stille und des Gesanges pflegen. „Die Stille ist die Arbeitszeit des heiligen Geistes“, zitiert Hansjörg eine Klosterfrau.
Am Pfingstsonntag (23.5.21) kommt im Neudorf die Organistin Maja Bösch auf mich zu: „Ich möchte jetzt „Juhu“ auf die Liedertafel schreiben, da du da bist. Wir singen nämlich das „Vater unser“! Bewegend diese Aufmerksamkeit der quirligen, vielseitigen Organistin und Chorleiterin und bewegend der mehrstimmige Gesang. Dieses gesungene „Vater unser“ nach einer Melodie von Rimski Korsakow, habe ich in unseren Gemeinden eingeführt. Auch so eine bleibende, kleine Stiftung.
Restaurantbesuch ist bis Ende Mai wegen Corona nur auf Terrassen im Freien erlaubt. Mit Heidi und Gallus fahre ich zum Restaurant Krone in Speicher. Der Kellner bringt uns Beindecken und ist laufend damit beschäftigt, unseren Schirm bei wechselnder Wetterlaune zu öffnen bzw. zu schliessen.
An Hand von Röntgenaufnahmen kann sich mein Arzt in Walzenhausen (25.5.21) meine Dauerschmerzen in der Lendengegend gut vorstellen. Wegen zwei Wirbeleinbrüchen kneifen die Schmerzen nun schon während vier Monaten in mein Wohlbefinden. Um die Osteoporose in den Wirbeln (Knochen) zu stoppen, wird mir während den nächsten zwei Jahren alle drei Monate eine Ibanpronat-Spritze gesetzt. Als Ergänzung lutsche ich täglich Calcimagon-D3 Tabletten.
Dank Osteoporose werde ich demnächst meine Skiausrüstung entsorgen. Ein total kopflastiger Entscheid. Der tut vielleicht im Sommer weniger weh als beim ersten Schneefall im kommenden Winter.
Ich muss zugeben, ich hatte bisher ein undifferenziertes Bild vom Islam, von Mohammed, von den Sunniten und Schiiten, so etwa wie man sich landläufig auch von den Christen, Protestanten und Katholiken ein pauschales Bild macht. Ich hatte immer den Eindruck, der Islam bräuchte eine Zeit der Aufklärung. Die Religionsgelehrten müssten es zulassen, ihre Grundvoraussetzungen zu klären, notfalls sich auch von aussen sagen zu lassen, welchem Denk- und Verteidigungsmuster sie innerhalb des Islam und ihrer Geschichte verfallen sind.
Endlich habe ich das richtige Buch in der Hand. Es heisst: „Gottes falsche Anwälte, Der Verrat am Islam“ und ist von Mouhanad Khorchide geschrieben (Herder Verlag). Khorchide gibt Auskunft über die verschiedensten Schulen und Strömungen des Islam, die Verflechtungen mit Politik, Macht und Rechthaberei. Er legt dar, wie Mohammed nichts anderes wollte als die Menschen zu Liebe und Barmherzigkeit aufrufen. Haarsträubend, wie je nach politischem Nutzen die Prophetie von Mohammed ins Gegenteil verkehrt wurde und wird. Genauso ist es Jesus und seiner Botschaft im Christentum ergangen.
Von der Auseinandersetzung über solche Themen innerhalb der Islamgelehrten zu wissen, erfüllt mich mit Hoffnung. Trotzdem wird so ein Prozess noch hundert Jahre dauern und die islamischen Kirchenoberhäupter, Politiker und Strategen werden weiterhin alles daran setzen, ihre totalitäre Macht-Version nicht hinterfragen zu lassen. Trotzdem, da tut sich was!
Die letzten Maitage verbringe ich auf dem Naturpurcamping bei Gütighausen ZH an der Thur, dem Lieblingsplatz von Kornel. Die Tage werden immer sonniger und wärmer. Velofahren. Lesen. Vögeln lauschen. Was sie zu sagen haben, weiss der Kuckuck! Sooou schööön!