Reise Erlebnis Bericht

2024 April

 

Wäre es der 1. April würde ich an lauter Scherze denken. Aber es ist der 2. April. Zum Ersten: Kornel schreibt, sein Womo laufe rechtzeitig vor der Fahrt nach Tenero wieder! Es litt an einem Marderschaden. Zum Zweiten: Ich kriege das blockierte Whatsapp auf dem PC wieder hin und bin somit viel schneller im Nachrichtenschreiben. Zum Dritten: Marco ruft Hans Grünenfelder an, um all die grossen Bäume vor dem Haus fällen zu lassen. Die Stürme von West und Süd wirken immer bedrohlicher. Am Abend besichtigt Hans Grünenfelder bereits die Situation und zählt sechs Bäume, die Marco opfern will. In knapp einem Monat soll die Arbeit getan sein. Zum Vierten: Auf Paul`s Haus kann ich zwei Ziegel befestigen, damit sich der Föhn nächstes Mal daran die Zähne ausbeisst. Zum Fünften: Roger teilt mit, er könne an Auffahrt mit mir nach Taizé fahren. Taizé bestätigt, wir seien willkommen! All diese Ereignisse am heutigen Tag freuen mich sehr.

 

Und weiter geht`s! Die Akkus sind geladen. Hans führt mich von Rotkreuz über Cham-Baar zur Lorze. Das Lorzental entlang bis zu den Höllgrotten. Ansteigend auf den Zugerberg. Endlos und steil runter nach Arth Goldau. Über Immensee nach Rotkreuz. 53km und 1040 Höhenmeter. Direkt an den Mittagstisch von Theres.

 

Franziska und Kornel lagern mit ihrem vierjährigen Töchterchen Yara im Wohnmobil in Meierskappel und kommen am Nachmittag per bike bei Theres zu Besuch.

 

Die Aussicht von der Seebodenalp und der Alpwirtschaft Räb ist gewaltig. Älplermaccaroni gibt es leider erst ab Mai. (6.4.24).

 

Hannaé feiert ihren dreizehnten Geburtstag. Was für ein Alter, wo die Welt täglich Kopf steht oder in merklichere Schieflage gerät, als dass die Erdachse es vorgibt! Hannaé meistert das gut.

 

Auf zauberhaften Wegen biked Hans mit mir den sanften Hängen mit viel versteckten, hübsch gelegenen Bauernhöfen über Meierskappel nach Udligenswil und hoch zur Jost-Wallfahrtskirche in Dottenberg, und weil es so flott vorangeht gerade noch zum Michelschrütz über Rotkreuz (8.4.24). 38km, 959Höhenmeter. Direkt an den Mittagstisch von Theres. Diese Tour will ich später noch einmal machen, wenn der Saharastaub die Sicht auf die umliegenden Berge und Landschaften freigibt.

 

Mein Klassenkamerad Bruno erlebt beim Kaffee im Novellas in Vilters mit, wie ich mich bei einem Notruf (9.4.24) recht spontan für eine Beerdigung am Samstag vor meinem Jubiläumsgottesdienst in Mels entscheide. Eigentlich wollte ich ab Freitag für einen Geburtstagsbesuch am Samstag von Patrice in St. Gallen sein und am Abend kommt Stefan aus dem Tessin bei mir angereist. Er wird bei mir nächtigen, um am Jubliäumsgottesdienst teilzunehmen. Das alles werde ich noch hinkriegen.

 

Zur Vorbereitung der Beisetzung von Hedy in Mels bike ich nach Plons. Weil der Saharastaub weggeregnet ist und die Sonne wieder wärmt, fahre ich der Seez entlang weiter an blühenden Wiesen und Bäumen vorbei bis zum Walensee und nach Vilters zurück. 44 bequeme Kilometer.

 

Die geräumige Kirche in Mels wird zur Beisetzung (13.4.24) fast gefüllt mit Menschen die Anteil nehmen an Hedy`s Abschied. Ein bewegendes Beispiel, wie Menschen enorme Ausstrahlung haben können durch ihre Offenheit und Schaffenskraft. Hedy war als ältestes Kind mit fünfzehn Geschwistern im Bergdorf aufgewachsen. Sie war eine Ersatzmutter von Kindsbeinen an und dann selber Mutter von acht Kindern.

 

Patrice wurde zwei Tage vor meiner Priesterweihe 1974 geboren. Er feiert also am 13. April den fünfzigsten Geburtstag. Mit Amaia und seiner Frau Alyona und ein paar Blumen-Bildern im Gepäck ist er von Berlin angereist, um in seiner Heimatstadt St. Gallen zu feiern und die Bilder zum Verkauf auszustellen.

 

In Vilters füllt sich die Kirche am 14.4.2024 zu meinem 50 Jahre Priester Jubiläum. Beim Eintreten der Gäste begrüsse ich sie alle persönlich. Das treibt mir viele Tränen der Rührung in die Augen, weckt aber auch gegenseitig alle Sinne zum Feiern. Der Jodler Klub Pizol Vilters verbreitet von Anfang an den Schauer, den Naturtöne in einem erwirken können. Zu meinen Erinnerungen, die ich preisgebe, gibt es viele Lacher. Ohne jede Vorprobe stimmen die Gäste zum Einsetzungsbericht des Abendmahles in den untermalenden Gesang des Taizé-Liedes «Ooo, Adoramus te, o Christe» ein. Die Jodelgesänge begleiten uns berührend während der ganzen Feier. Zur Überraschung hält Charlie Wenk (Mitarbeiter während dreissig Jahren) am Schluss eine Laudatio mit lustigen Erinnerungen und Anekdoten. Das Publikum geniesst seinen Auftritt, bei dem er mich immer mehr zum Schwitzen bringt. Spontan singen wir «unser» Vaterunser nach Rimski Korsakow, das wir in St. Gallen eingeführt haben.

 

Im Pfarreiheim sind die Tische hübsch geschmückt und die Wände mit vielen Fotos aus meiner Priesterzeit. Da und auch im Festzelt wird eine schmackhafte Suppe von Marco Lutz serviert. Für jede Menge Kaffee und Kuchen haben viele Frauen auf Anfrage meiner Schwägerin Betty gesorgt. Die Blasmusik unterhält uns mit vielen feinen Melodien. Die Mesmer Stefan und Reto, die Kirchenverwaltung mit dem Präsidenten Vinzenz Beeler und viele freiwillige Helferinnen und Helfer, der Kaplan Martin Blaser, der Jodler Klub Pizol und die Musikgesellschaft Vilters haben mir und den Gästen ein wunderschön stimmiges Fest beschert. Soooou schööön! 

 

Die meisten Fotos zu diesem Anlass auf meiner Webseite stammen von Ignaz Good, Sarganserländer. Eine Auswahl davon findest du auf

https://lorenz-unterwegs.jimdofree.com/

 

CHARLIE WENK schreibt:

«Lieber Lorenz,

ja Dein Festtag war ein wunderschönes Erlebnis. Dein Dorf in Dankbarkeit zu erleben und dich in alter Vitalität, Frische und Bodenhaftigkeit, das war einfach ein Geschenk. Der Rückblick auf Dein Leben und die Tätigkeit war eine grossartige Predigt: Respekt allen Menschen gegenüber - das hat Dein Leben geprägt und da warst Du allüberall ein Missionar der First Class. Für mich war es eine grosse Ehre und eine Bereicherung, etwas zu unserem Miteinander von 50 Jahren zu erzählen. Ich glaube, ich habe nie für eine Predigt gleichviele Rückmeldungen bekommen wie nach dem Gottesdienst.

Mit Dir zusammen vorne zu stehen, das war ein Glücksgefühl wie einst in der Halden oder in Gossau und "unser" gesungenes Vaterunser war ein spiritueller Dessert. >Im ganzen Gottesdienst und in Deiner Art zu sein, zu sprechen, zu beten zu würdigen habe ich gespürt, welche Botschaft Du jetzt vermehrt im Oberland leben kannst. Kein Wunder, sind Dir so viele Menschen unendlich dankbar und mögen Dich einfach «huere guet».  Charlie                Liebe Grüsse auch von Margrit»

 

«Lieber Lorenz
Es war ein wunderbarer Sonntag - dein Festtag. Mir hat nichts gefehlt. Deine Art der "Verkündigung", wo es um Menschen und Reich Gottes und nicht um Theorie geht, hat mich berührt. Viele Berührungspunkte, Begegnungen und Erinnerungen wurden wachgerufen und bleiben lebendig. Ja, wir haben vieles miteinander erlebt und dafür bin ich dankbar. Ja, ich bin dankbar für die Zeit, die du mit unserer Familie geteilt hast - sei es die Zeit des Anfangs während des Studiums, die Unterstützung in der Seelsorge, die Hochzeitsfeier mit Priscilla in Braunau, die Mittagessen in Flawil, das Aufwachsen der Söhne. All das lege ich in die Tonschale und den Kelch, die du von Taizé zur Hochzeit gebracht hast.
In den vielen Jahren kamst du immer wieder vorbei und hast das Vertrauen unserer Söhne gewonnen. ...Tobias als Göttisohn, der 2 Jahre während der Ausbildung bei dir wohnen durfte. 
Und neben den vielen Begegnungen bei der Gruppe S (Solidarität) wurde ich immer reicher. So schön!
Ja, du bist ein Freund unserer Familie - du hast alle 10 Grosskinder getauft. So erfahren sie, was "Kirche" sein könnte hier und jetzt.
Du siehst, dass in mir vieles lebt, das mich an dich erinnert. Ich werde die Schätze bewahren und wachhalten.
So möchte ich dir danken für die Zeit des Miteinanders - Ausdruck dafür ist die sonntägliche Feier. Herzliche Grüsse Rolf»
 

Maricka telefoniert mir eines Tages begeistert von Berlin aus: «Im Fernsehen spricht ein Theologe oder Sozialarbeiter aus Zürich. Seine Glaubens- und Lebenshaltung gegenüber den Süchtigen und sein Engagement als HIV-Pfarrer sind unglaublich. So ein toller Mensch. Den solltest du kennenlernen.» «Liebe Maricka, den kenne ich wohl. Er war mein Studienkollege in Chur.» Heute (18.4.24) sitze ich bei seiner Partnerin Silvia und diesem Guido Schwitter in Domat/Ems am Tisch, nachdem er meinen Jubiläumsanlass in Vilters besucht hat.

 

Die Taufe von Lias kann nicht wie bei seinem Bruder Lars auf der Alp stattfinden. Neuschnee bis in die Niederungen. Wir erleben eine innige Taufe in der St. Annakapelle in Vilters (21.4.24).

 

Heinz Amrein und Hans Grämiger treffe ich wie abgemacht in Luzern (23.4.24). Wir sind der letzte mobilisierbare Rest unserer Maturaklasse von Altdorf und quasseln über Kameraden auf unseren Stationen in Rheineck, Altdorf und Chur.

 

Marco – mein Womo-Platzhalter in Vilters - lässt seine fünf grossen Bäume im Garten fällen, einen japanischen Kirschbaum, eine sibirische Tanne, einen Nussbaum, eine Lärche und eine Rottanne (27.4.24). Eine Weisstanne bleibt vorläufig stehen. Sie soll im Dezember den Kranzerinnen und als Christbaum in oder vor der Kirche dienen.

 

Heute (25.4.2024) feiern Theres und Hans ihren 60. Hochzeitstag. Eine beeindruckende Zahl. Seit sechzig Jahren darf ich so Vieles mit Ihnen und ihren Familien erleben. Für ihre drei Söhne-Familien sind sie bis dato unersetzliche Eltern und Grosseltern mit einer unermüdlich anpackenden Präsenz. Für mich sind sie mehr als nur Verwandte. Mit ihrer Achtsamkeit, Grossherzigkeit und Unternehmungslust sind sie mir in wertvoller Freundschaft verbunden. Theres und Hans unterstützen mich heute noch mit ihren kulinarischen, haushalterischen und technischen Talenten. In all diesen Jahrzehnten haben sie Wesentliches für unser verwandtschaftlich wohlwollendes, freundliches Klima unter acht Geschwister-Familien beigetragen. Herzliche Gratulation und Vergelts Gott!