2021 August

 

 

An Maria Aufnahme in den Himmel (15.8.) feiern drei meiner Geschwister, drei Schwägerinnen und zwei Schwager meinen fünfundsiebzigsten Geburtstag in den Flumserbergen.

 

Zum Klassentreffen der 3. SeklerInnen von Sargans organisiert Christoph eine Führung durch die Freiluftausstellung Ragartz in Bad Ragaz. Ein paar Hinweise helfen mir ein bisschen begreifen, was andere unter Kunst verstehen, sagen wollen, ja sogar hohe Geldsummen dafür verlangen, wie zum Beispiel für ein plattgepresstes  Schweizer-Ölfass. In meinem Womo (und in meinem Verstand) findet nichts davon Platz.

 

 

Seit dem 12. August  bleibt mein Laptop gehackt! Grausam! Für mich sind keine Daten mehr zugänglich. So ein Verlust, so ein Gefühl von Bedrohung über Tage und Nächte. Das Laptop muss ich Profis in Sargans überlassen. Genau am 31. August 21 zaubert mir der Profi auch diesen Reisebericht als letztes Dokument wieder auf meinen Desktop!

2021 SEPTEMBER

Wo liegt wohl Emmetten? Theres und Hans bringen mich zu diesem Ausflugziel (2.9.21) an einer der Verästelungen des Vierwaldstättersees. Von der Bergbahnstation am Niederbauen aus und vom HundsChopf geniessen wir die herrlichen Aussichten von Altdorf bis Luzern.

 

Auf der Alp Riet (5.9.21) zwischen dem Urner Boden und Braunwald lerne ich die Eltern des Bräutigams anlässlich meiner wohl letzten (!) Trauung am 11.9. kennen. Die Grashänge sind sehr steil und die Felsen türmen sich mächtig über dieser Alp auf.

 

Hans macht mir Angst. Mit seinen dreiundachtzig Jahren setzt er mir zu hohe Marken, um ihm nachzueifern. Mit dem e-bike von Vilters über Azmos bis zur Alp Palfries 1711m.  Die Anstrengung setzt ihm überhaupt nicht zu. Mir schon, obwohl ich acht Jahre jünger bin (6.9.21).  

 

Über dem Kloster Pfäfers liegt die Alp St. Margrethenberg. Der Weg dorthin ist steil und nach Mastrils runter geht es nasengäch meist über eine Naturstrasse. Bei der Tardisbrücke im Tal angekommen tönt es wie Sand im Getriebe. Die Bremsbelege sind aufgefressen (7.9.21). Der Velomech in Mels macht sich sofort an die Arbeit. Sooou schööön!

 

Die Aussicht Pardiel von den Laufböden bis zum Wangserseeli ist gewaltig schön. Die Seilbahn bringt Theres, Hans und mich ganz gemächlich rauf und runter (8.9.21).  

 

Eben assistiere ich am Samstag (11.9.21) der letzten Trauung meiner Versprechen. Die Trauung von Nicole und Daniel in der Kirche Vilters ist so lebendig und wohltuend, dass mein Entschluss, es sei das letzte Mal gewesen, schon wieder fast ins Wanken gerät. Nach dem Gottesdienst säumen Traktoren von der Kirche bis zur Dorfstrasse hin den Weg, den das Brautpaar zu Fuss bis zum Pferdegespann abschreitet. Schön zu sehen, wie ein junges, engagiertes Bauernpaar im Dorf akzeptiert wird. Auf dem Bauernhof im Saarfall entfaltet sich ein riesiges Festgelände zum Apéro.

 

Endlich terminfrei! Ich ziehe los auf eine kleine Schweizerreise, überrasche Menschen, die ich im Laufe der Jahre kennengelernt habe.

In Berikon AG (13.9.21) treffe ich Astrid und Christoph an. Sie waren gleichzeitig wie ich in Argentinien und haben meine Website gelesen. Die Nacht verbringe ich in aller Stille am Friedhof über dem Reusstal.

In Bergdietikon AG (14.9.21) überrasche ich Erika und Röbi. Als Dank für den Parkplatz essen wir im Restaurant Bergli.

In Höchstetten BE (15.9.21) besuche ich Daniel, Beat und Martin Luder, meine IVECO Spezialisten. Daniel hat einen Reporter beauftragt, in der Zeitschrift IVECO&YOU ein Portrait von mir zu erstellen. Es wird in der Oktoberausgabe veröffentlicht. Ich werde es dir zugänglich machen, sobald das Heft ausgeliefert sein wird. Noch mehr Publicity geht kaum.   

Das Krauchtal zwischen Hindelbank und Worb erscheint mir mit seinen kleinen Weiden im Tal und an den Hügelhängen sehr lieblich. Zwei Felshöhlen sind zu Wohnungen für Menschen ausgebaut und wirklich bewohnt. Zwei Gämsen weiden gemächlich am Waldrand. Flachlandgämsen ohne Gehege? Für sie gibt es ein paar niedliche Kletterfelsen im Wald. Die Frauen in Hindelbank und die Männer in Thorberg, nicht weit voneinander entfernt, aber hinter Gittern, erleben diese Naturschönheit nicht. 

 

Schon um neun Uhr morgens darf ich auf den Camping Eichholz in Wabern bei Bern (16.9.21) an der Aare einfahren; ÖV in Bern in den Campinggebühren inbegriffen.

Weiter geht`s mit Besuchen!

Helen bekocht Stefan und mich zum Diner. Am Morgen (17.9.21) bringt Stefan frische Gipfeli und mehr zum Womo im Eichholz.

Am Abend setze ich mich an den Kommunentisch von Maria, meiner ehemaligen Jugendarbeiterin und von Andreas, meinem ehemaligen Pfarrermitarbeiter in St. Gallen. In ihrem Haus, an ihrem Tisch finden immer LangzeituntermieterInnen einen Platz.

In dunkler Nacht finde ich auf einer Sandbank an der Aare im Eichholz Sabatin mit einer Kollegin an einem wärmenden, romantischen Feuer. Alles sooou schööön!

 

Der Murtensee, an dem ich stehe (20.-22.9.21), wirkt so lieblich wie das mittelalterliche Städtchen selber.

Morgens liegt noch Nebel nach den Regentagen. Dieser Nebel hebt sich, als ich mit dem E-bike (21.9.21) über Sugiez, Môtier auf den Mont Vully trampe. Leider ist es noch zu trüb für einen Blick auf Eigen, Mönch und Jungfrau. Im Dunst kann ich den Neuenburger- und den Bielersee ausmachen.

Dem Städtchen Avenches kann ich nichts abgewinnen. Umso mehr spricht das Amphitheater und das römische Feld an, auf dem Reste von Tempel, Theater und Thermen zu sehen sind.  

Nach einundvierzig Kilometern bin ich einmal um den Murtensee wieder zurück in Murten.

 

Das Überwippen der Täler und Hügel zwischen Donneloye und Romont ist sehr ansprechend.

Romont FR (22.9.21) präsentiert sich attraktiv auf einem steilen Hügel. Im Innern der Altstadt bleibt aber aller Zauber weg. Unterhalb der Umgehungsmauer gibt es ein europaweit angepriesener Wohnmobilstellplatz. Schöne Lage an der Abendsonne, aber alles andere als komfortabel und bei der Ausfahrt greifen Bäume mit ihren Ästen nach meinem Gefährt.

Rue, Oron, Cossonay, L`Isle bieten mir keine Parkplätze. Die Fahrt aber über die sanften Hügel empfinde ich wunderschön. Ich staune, was für neue, hübsche Gegenden ich im Kanton Fribourg und Waadt entdecke. Sooou schööön!

 

Auch Cossonay weist auf meiner Strassenkarte ein Sternchen auf. Ich kann diese Attraktion nicht finden.

 

Auf tausend Meter Höhe liegt der Lac de Joux (23.9.21). Erinnerungen an den See steigen seit meiner Schulreise vor sechzig Jahren in mir keine mehr auf. Ist aber doch eine flotte Gegend. Sogar die SBB steigt auf diese tausend Meter Höhe bis Le Brassus. Endstation!

 

Ich e-bike in der Gegend herum. Vor dem See und hinter dem See. Wunderschön. Da und dort entdecke ich Gämsen beim Grasen auf Kuhweiden. Sooou schööön. 

 

Am 7. März 21 hatte ich die Schaltseilpanne am Womo bei Montalchez hoch über dem Neuenburgersee. Dahin will ich, um die hilfreichen Traktor-Bauern mit einem Dankeschön zu überraschen. Das GPS führt mich über Verneaz, Fresens nach Montalchez. Hei, wie bedrohlich eng sind diese Höhentrassen zwischen den Steinmauern der Rebhänge und durch die Dörfer. Keine Ausweichmöglichkeiten. Ich schwitze mich durch!

In Montalchez arbeiten die Bauern ebenso vertrackt auf engstem Raum in ihrem Dorf. Bei jeder Bewegung mit den Traktoren müssen sie zweimal ansetzen. Eine Frau verlässt ihr Haus und grüsst mich freundlich. Ich erkläre ihr mein Anliegen. Sie begleitet mich zu einem sehr alten Bauernhaus. Hier müssen sie wohnen. Meine zirka vierzigjährigen Pannenhelfer vom März helfen ihren Eltern über`s Wochenende (25.9.21) die Silos zu füllen.

Der Weg zurück zum Neuenburgersee ist mir zu umständlich. Auf gut Glück fahre ich vorwärts über Provence, Mutrux, Concise. Was für eine breite Prachtstrasse. Diese will ich das nächste Mal wählen, um auf den Creux du Van zu gelangen!  

 

Die Fahrt dem Neuenburgersee und dem Bielersee entlang den Rebbergen ist wunderschön. Leider gibt es für mein grosses Gefährt nirgends eine Ausstellmöglichkeit. Nach Neuchâtel wird ein Camping Paradies angeboten. Hier biege ich ein. Enttäuschung!  Dieses Paradies liegt genau unter der Autobahn! Auf dieses «Meeresrauschen» will ich gern verzichten. Wieder raus!

 

Des Weiteren finde ich von Biel bis St. Gallen keine vernünftige Route abseits der Autobahn. Alle Hügel, Täler und Strassen sind Nord-Süd ausgerichtet. Da gibt es Verbindungen zu Hauf aber nicht von West-Ost. Inklusive einem vierzigminütigen Stau wegen eines Auffahrunfalls vor Zürich ermüdet mich die Fahrt vom Lac de Joux bis Gossau SG schon ziemlich.

Ein letzter Besuch auf dieser Schweizer-Tour ist in Gossau (26.9.21) angesagt. Leider gibt es keinen Ausflug mit dem Rollstuhl. Der dick eingebundene Fuss meiner Cousine passt in keinen Schuh. Also will sie die Ausfahrt bleiben lassen.

 

 

2021 Oktober 

 

Ich begleite meinen Patensohn Tobias in den Tessin. Auf dem Camping Tàmaro treffen wir auf Nadine und ihre Kinder. Hier verbringen wir eine sonnige, bei Dunkelheit etwas kühle Woche (9.-15.10.21).

 

Die Zahnradbahn schaufelt in je einem von drei Zügen hundert Menschen von Capolago am Luganersee meist durch dichten Wald bis auf den Monte Generoso Vetta. Der Restaurantneubau von Mario Botta präsentiert sich aussen als Blume, Blütenknospe hübsch von allen Seiten. Ein gelungenes Äusseres. Der untere Eingang gleicht einem Stollen und führt zu einem engen Treppenhaus und zu den Liften. Viel Platz geht da verloren. Auch dem Selbstbedienungsrestaurant kann ich architektonisch nichts abgewinnen. Ein Wartesaal. Wir bevorzugen bei warmem Sonnenschein die grosszügige Terrasse, windgeschützt hinter einer Glaswand. Das oberste Stockwerk mit dem 360 Grad Panoramarestaurant bleibt geschlossen. Vielleicht hätte mich der Architekt auf jenem Stockwerk mehr begeistern können. So gebe ich mich halt mit dem Anblick des Äusseren zufrieden (11.10.21).

 

Gleich neben dem Camping Tàmaro liegt der Ankerplatz der Schiffslinie (Magadino) Locarno. In Locarno tummeln sich trotz Corona wieder viele Leute auf dem Hauptplatz und am See (12.10.21).    

 

Während meine FreundInnen den attraktiven Murmelweg im Valle Verzasca abwandern, bike ich erst der Maggia und dann der Melezza entlang bis zur Ponte dei Cavalli und zurück über Verscio und Ponte Brolla zum Camp in Tenero (13.10.21).

 

Die Swissminiature in Melide bietet den Kindern und uns Erwachsenen ein paar interessante Ansichten über Bauten und Bahnen in unserem Land (14.10.21).

 

Telse und Claus treffen auf dem Weg von Norddeutschland nach Süden auf dem Camping Tàmaro ein. Sie erzählen von ihrem Highlight mit ihrem Womo vom Gotthardpass die Tremola hinunter.

 

Während sich Tobias mit Nadine und ihrer Familie verabschiedet, trifft Kornel mit Franziska und Yara von Sardinien herkommend auf dem Camp ein. Reger Betrieb! 

 

Am Samstag trennen wir uns wieder. Kornel bleibt bis Sonntag. Während Telse und Claus weiter in den Süden fahren, fahre ich auf den San Bernardino (16.10.21). Das e-bike schiebt mich vom Südportal bequem auf den Pass (2067m). Da das Wetter stabil wolkenfrei bleibt, bike ich wieder runter und hole mir Küche und Bett, ja meine ganze Rollwohnung auf den Pass.  

 

Am Sonntag (17.10.21) enteist die Sonne ab 09.10 Uhr mit voller Strahlkraft mein Womo. Es steht auf dem Leng Boden, kurz vor der Passhöhe. Greifbare Stille! Das Vieh ist weg, das Wild sucht schützenden Wald in tieferen Lagen. Einzig ein Rotschwänzchen hüpft dann und wann herum und wippt für ein paar Augenblicke nervös mit seinem zierlichen Körper. Die Stille und Lichtlosigkeit in der Nacht wirken gespenstisch. Dann steigt in der Dunkelheit der Mond auf, wächst, wirft einen silbernen Schimmer über Berge und Felsplatten und stiehlt mir und den Sternen die Show, die Romantik.    

 

Zeit für mich, die Erlebnisse bis hierher aufzuschreiben. Sooou schööön!

 

Und weil der Ort und die Gegend für mich so stimmig sind, hänge ich gleich noch zwei Nächte an (insgesamt vom 16.-20. Oktober 21). Die Umgebung auf dem San Bernardino überrascht beim Wandern mit vielen kleinen Seen. Es lockt mich, mit und ohne Fernglas stundenlang die Felswände zu betrachten, Aufstiegsrouten zu planen, Abseilstellen einzurichten, meist an der wärmenden Sonne vom Liegestuhl aus. Sooou schööön!  

 

Telse und Claus haben vom Campo Tàmaro aus über «Nebenwege» Mailand erreicht, sind über die Bernina und den Julierpass wieder in Vilters eingezogen. Wir wollen Meia und Peter, unsere Asienmitreisenden in Flond überraschen. Das geht nicht. Meia und Peter hüten Enkelkinder auf Sardinien! Also fahre ich stattdessen mit Telse und Claus mit der SBB nach St. Gallen, wo wir die Stadt besichtigen und ich meine Freundin Trudi und Hans treffe, die anderntags wieder nach Malaga in ihre Wahlheimat zurückfliegen. Siehst du, wir sind ein bewegtes Volk! Und solche Begegnungen sind sooou schööön!  

 

Auf dem Weg zur Swiss Caravan Ausstellung in Bern verpasse ich es nicht, den Kilometerstand auf meiner Anzeige zu fotografieren: 288`888 Kilometer nach zehneinhalb Jahren. Nicht dass ich das Womo wechseln möchte, aber mich treibt schon mal die Frage um, was werde ich wollen, sollte das Gefährt eines Tages einfach stillstehen? Mit diesem Hintergedanken schaue ich mich mal auf der Messe um. Bei Dutzenden Anbietern in den Ausstellungshallen finde ich nichts Passendes als Folgemodell. Kleiner dürfte es sein, aber wintersicher. So lasse ich demnächst mal wieder die Kupplung prüfen und hoffe das war`s, was an Mängeln an meinem tollen Womo auftritt.  

 

In Bern habe ich die Ehre, Janette, die Reiseleiterin unserer abgebrochenen Panamericana-Tour bei ihrer Einfahrt auf den Wohnmobilstellplatz vor dem Caravan Salon (EXPOBERN) zu begrüssen. Ihr zweites Wohnmobil wartet immer noch in Mexiko, weil die USA bisher gesperrt war. Im November 2019 ist sie mit uns in Argentinien gestartet!  Ab November 21 könnte es für sie endlich weitergehen. Am Seabridge Infostand gibt es ein Wiedersehen mit Arthur, Kostya (Asienreise), Sandra und Janette (Panamericana).

 

Die Lichtshow «Planet Hope Comeback» am Bundeshaus wirkt gewaltig. Von der Arche Noah zurück bis zum Urknall und herein bis in unsere verschmutze Zeit und zurück in paradiesische Zustände. Eine sehr ansprechende, anrührende halbe Stunde open air (27.20.21).  

2021 November 

 

Mein Oktoberbericht endet mit dem Pfefferessen (31.10.21) am Ende der Jagdsaison in Mels.

 

Unser Schwager Sepp nimmt mit Freude am Essen. An Allerheiligen fühlt er sich in seinem Haus in Vilters noch ausgesprochen wohl. Am 2. November liegt er bereits mit einem Schlaganfall im Spital. Er wird sich mit viel Geduld und Therapien in Valens wieder hochrappeln.

 

Unser Bruder Ernst freut sich über die Zusammenkunft und das Essen ebenfalls sehr. Am 3. November erwacht er am Vormittag nicht mehr. Er ist, wie er sich das für sein Lebensende gewünscht hat, einfach nicht mehr aufgewacht. Verstorben. Uns wird ein wichtiger Gesprächspartner über historische Ereignisse und Personen im Dorf fehlen. Wen immer er gemocht hat, dem hat er seine Herzenswärme ausgestrahlt und sein Interesse gezeigt. Seine Frau Sibilla muss in dieser Trauerzeit zum Teil mit Spitalaufenthalten und regelmässigen Arzt- und Spitexbesuchen versuchen, eine offene Wunde zu heilen. Manchmal schlägt das Schicksal gleichzeitig hart zu. 

 

Im Oktober 1974 habe ich die kirchliche Arbeit als Kaplan in Gossau begonnen. «Du beginnst Morgen mit der Frühmesse um sechs Uhr», war die ganze Einführung von Seiten meines Chefpfarrers! Zum Glück fand ich in der Sakristei einen menschenfreundlichen Sakristan, der sich meiner Unbeholfenheit annahm. Wir arbeiteten während fünf Jahren zusammen. Heute (5.11.21) nehme ich mit seiner Frau Lisbeth, seiner Familie und den Trauergästen Abschied in einer Eucharistiefeier an eben jenem Altar in der Andreaskirche Gossau, an dem ich so oft mit dem Messmer gefeiert habe. Ich fühle mich bei meinem Dienst sehr wohl, auch in der Zusammenarbeit mit dem Theologen Martin Rusch. Der Messmer Noldi Ammann ist mit fünfundneunzig Jahren verstorben. Seine Tochter Gabi steht seit meinen zehn Reisejahren in digitalem Kontakt mit mir. Sooou schööön!

 

Die herbstlichen Farben an Bäumen und Sträuchern geniesse ich mit kleinen E-biketouren. Zu meinem Foto vom Mapraggsee schreibt mir Patrice aus Berlin: «vielleicht sinnbildlich, wie sich dann doch alles in der Mitte trifft: Licht, Schatten, Perspektiven, Elemente…» Seine Interpretation erreicht mich nach der Beisetzung von meinem Bruder Ernst. (11.11.21).

 

Über meine Unbescheidenheit mag ich reden. Was kann ich denn dafür, dass in der Zeitschrift IVECO & YOU bereits wieder ein Artikel über mein Camper-Dasein gedruckt wird? Daniel Luder AG hat den Auftrag gegeben und Richard Kienberger, Deutschland, hat den Artikel verfasst, gefällig, wie mir scheint. Mein Neffe Norbert bemerkt allerdings, der Bericht sei schamlos, verglichen mit meinen Reiseberichten und den Pannen mit Iveco. (direkt nachfolgenden Link in den Browser kopieren: https://magazin.iveco.ch/ivecoyou/2-2021/wohnmobil-iveco-daily-reisen)

 

Bei zweifelhaften Wetterprognosen starte ich mit meinem Schwager Hans zum E-biken in den Tessin, genauer in die Leventina (15.-18.11.21). Der Camping Gottardo, 700m. Chiaggiogna/Fusnengo (südlich Faido) nimmt uns für unsere Absichten an toller Lage auf. Am Montag beginnt unsere E-bike-Safari. Ich nenne dir gern die Namen von ein paar Dörfern, die wir hoch oben erforschen. Vielleicht bringen dir die Namen Erinnerungen, vielleicht hast du keine Ahnung, wo die Dörfer hoch oben hängen, wie ich bisher keine Ahnung davon hatte.  

 

Also: 1. Bei Lavorgo hoch nach Calonico zur Kirche San Martin auf dem markanten Felsvorsprung. Auf derselben Höhe von rund tausend Metern südlich nach Anzonico, Cavagnago, Sobrio (35.4km, Aufstieg 890m, 15.11.21).

 

2. Von Lavorgo auf die Gegenseite über Chironico nach Gribbio, Seghino auf 1430m und runter durch`s Bosco Grande nach Dalpe, Prato in der Leventina und die Gola di Monte Piottino hinunter nach Faido und zurück zum Camp (32km, Aufstieg 980m, 16.11.21).

 

3. Vom Camp Gottardo nach Faido, Primadengo, Campello, Molare, Carì und runter über Vigera, Osco, Freggio nach Polmengo, Faido zum Camp (30km, Aufstieg 1080m, 17.11.21).

 

4. Wir versetzen das Womo nach Airolo. Auf der alten Passstrasse biken wir über Lärchennadelteppiche hoch zur Tremola. Diese Schottersteinstrasse wollen wir hoch. Nach der Ponte di Mezzo ist Schluss. Es liegt zu viel verwehter Schnee auf der Strasse. Wir setzen zurück und nehmen die ordentliche Passstrasse. Auf 2020m Höhe ist auch da Schluss. Die Tunnelöffnung ist mit einem Blechtor verschlossen! Autofreie Abfahrt garantiert. Bei Cima del Bosco legen wir einen kurzen Abstecher zu den Festungswachhäusern im Weiler Stüei (1570m) ein. Diese Wachhütten sind allesamt in privaten Händen. Wir geniessen die Aussicht ins Bedrettotal, auf Airolo hinunter und über die Leventina hinaus (20km, Aufstieg 840m, 18.11.21). Sooou schööön!

 

Was früher bei mir eine Bergtour an Glücksgefühl auslöste, bewirkt heute eine E-bike-Tour. So viele Täler und Höhen lassen sich erkunden. Die reinste Safari. Sooou schööön!  

 

So nebenbei gesagt, aber für mich sehr wichtig: Die vier Tage Velotouren am Stück haben im Endeffekt meinen Rücken gestärkt und von Schmerzen fast total befreit. Sooou schööön!

 

In Lütolf`s Städtlitorkel in Sargans (20.11.21) präsentiert der Bariton Samuel Zünd in Begleitung von Nilgün Keles, Klavier und Emil Scheibenreif, Saxophon und Klarinette grimmassenreich in allen Tonlagen einen Haufen lustiger Gedichte von Christian Morgenstern. Enrico Lavarini hat sie eigenwillig gekonnt vertont.

 

Im Schatten des Taminatales wird es saukalt um meine Ohren (21.11.21). Ich beschliesse darum von Vättis nicht mehr durch dieses abweisende Tobel zu fahren, sondern über den Kunkelspass der Sonne entgegen. Wärmer wird es auf 1358m nicht. Auch nicht im Churer Rheintal, wo der Wind mir entgegenweht. Bei wärmerem Wetter hätte es der Akku meines Bikes geschafft, mich unterstützend bis nach Vilters zu schieben (70km, Aufstieg 1170m). Nun aber streckt er fünfzehn Kilometer zuvor alle Viere von sich. Das Trampeln wird streng.

 

Dreizehn Mädchen und Buben erklären sich bereit, der Ministrantenschar im Dorf beizutreten (21.11.21). Um das Geimpft-, Nichtgeimpftproblem zu lösen, zelebriere ich den Aufnahmegottesdienst separat mit ihren Eltern und Geschwistern, dem Messmer, dem Diakon und dem Organisten. Vor fünfundsechzig Jahren war ich bereit, in derselben Medardus-Kirche in Vilters den Mini-Dienst anzutreten. Sooou schööön!

 

Wie steht`s mit Reparaturen? Das Brillengestell ist zerbrochen. Fielmann Buchs ersetzt es mir trotz abgelaufener Garantie ohne einen Cent Kosten!

 

Am Womo rattert es beim Wegfahren in steilem Gelände. Die Kupplungsscheibe kaputt? Nein, Fürk AG St. Gallen ersetzt die Lagerung der Antriebswelle unter dem Fahrzeug und das Rattern ist behoben. Auch die eine Schraube, verantwortlich für den Halt der Kabine auf dem Fahrwerk ist bald ersetzt und die Halterung verstärkt. Jene auf der rechten Seite hingegen beschäftigt uns stundenlang und ist nicht ersetzbar. Der 220 Liter Wassertank verdeckt den Zugang und ist ohne enormen Aufwand wegen versteckter Füll-, Reinigungs- und Abflussrohre nicht ausbaubar. Ein Gewirr von Elektrokabeln kreuzen und queren davor. Roman hängt jetzt Dutzende von Elektrokabeln wieder passgenau an. Alles funktioniert wieder, nur die eine Fixierung des Wohncontainers (24./25.11.21) fehlt noch.

 

Die dritte Reparatur gilt meiner Osteoporose am Rücken. Der Arzt in Walzenhausen versetzt mir die dritte Ibanpronat-Spritze und gleich noch die Grippeimpfung dazu (24.11.21). Die Boosterimpfung von Moderna kriege ich demnächst in Heiden AR. Und die vierte Covid-Welle rast mit Omikron verstärkt aus Südafrika heran.   

   

Mein Schwager Sepp kann Samstag/Sonntag von Valens nach Hause, muss aber für weitere Therapien wieder zurück (27.11.21). In dieser reisebeschränkten Zeit helfe ich gern als Taxifahrer. Es liegt der erste Neuschnee, ein paar Zentimeter davon.

2021 Dezember

 

Beim Boosterimpfen in Heiden AR (1.12.21) erwarte ich unerkannt durchgereicht zu werden. Fehlschlag. «Du bist doch Lorenz, der Pfarrer von Halden», sagt die Frau beim Checkin. Und am Ende des Prozesses sagt eine Zweite beim Aushändigen des Zertifikats: «Du bist doch Lorenz, du hast uns getraut. So schön, dich zu treffen.»

 

Über meine Verwandtschaft erstelle ich eine Namentabelle mit Geburtstagen, Adressen, Handynummern und email Adressen. Von meinen Eltern Marie und Bonifaz an ist diese Zelle bis heute, zähle ich die bisher Verstorbenen mit, auf hundertsieben Personen angewachsen. Meine Verwandten und vor allem junge «Neuzugezogene» schätzen diese Übersicht ihrer Verwandtschaft.   

 

Der Messmer Daniel von der Neudorfkirche St. Gallen erlaubt mir wieder, mein Wohnmobil an die Seite der Kirche zu stellen (4.12.21). Heimkommen! Willkommen!

 

Niklaus, ein ehemaliger Mitstudent und Mitwerker in der Kirche begegnet mir als Erster auf dem Kirchplatz. Schön zu hören, wie Niklaus in seiner Pensionszeit ganz erfüllt ist von dem, was er erschaffen und geschaffen hat. An der eigenen Beziehung arbeiten, lange für sich meditieren und Meditationskurse leiten schenkt ihm innere Zufriedenheit, die sich auch in seinem Gesicht und seiner Körpersprache wieder spiegelt. Sooou schööön!  

 

Christoph, der als ehemaliger Lehrer und Schulleiter von der Notkerflade seit zehn Jahren meine Berichte liest, strahlt ebenfalls eine tiefe, heitere Lebensfreude aus. Sooou schööön!

 

Mit Peter Roth spreche ich in der Neudorfkirche über unsere gemeinsamen Gottesdienst- und Konzerterlebnisse, die er als Komponist und Musiker in unseren Kirchen Halden und später auch im Neudorf gestaltet hat. Peter lebt eine innere Ruhe und Zufriedenheit. Auch in seiner Nähe fühle ich mich sehr wohl. Peter hat noch kurz vor Konzertbeginn die innere Gabe, intensiv zuzuhören. Zur Corona-Situation meint er sinngemäss: «Seit Beginn des Homo Sapiens ist es das erste Mal, dass alle Menschen weltweit zur gleichen Zeit vom gleichen Problem betroffen sind und es gemeinsam lösen müssen. Das bewirkt weltweit eine neue Unbeholfenheit, aber auch eine neue Solidarität.» Sooou schööön!

 

Daniel zeigt uns ein paar Grundeinstellungen der neuen LED-Kirchenraumbeleuchtung. Grandios, welche Stimmungen er hervorzaubern, bzw welche Details er sorgfältig anleuchten kann. Er steht irgendwo im Raum und bedient die Beleuchtung per Ipad. So raffiniert.  

 

Um 20 Uhr beginnt Peter Roth das Weihnachtsoratorium «Friede auf Erden» in der Neudorfkirche (4.12.21). Chorprojekt, SolistInnen, InstrumentalistInnen. Der Komponist hat sich im Winter 2018 auf den Monte Vertià bei Ascona zurückgezogen. In nur drei Wochen hat er dieses Werk geschrieben. Peter kehrt die Bilder der Weihnachtsgeschichte in die umgekehrte Reihenfolge. Er lässt uns zuerst das «Stille Nacht» singen. Danach fordert der Tenor uns heraus: «Glaubt ihr das wirklich, was ihr da singt?» Dann lässt er Szenarien folgen, die allesamt belegen, dass wir der Weihnachtsbotschaft nicht trauen, sie nicht umsetzen. Was soll das Gerede vom hilflosen Kind und den Engeln in unserer erbärmlichen Welt?  

 

Erst als der Tenor sich darauf besinnt, seine Gier nach Einfluss, Geld und Macht, hätten ihm nur Elend gebracht, findet er Zugang zur Botschaft: «Ich bin nur Gast auf Erden für eine kurze Zeit. Und wenn ich`s wohl bedenke, erfüllt mich Dankbarkeit! Ich bin ein Teil der Schöpfung und alles ist Geschenk! Ich will als Gast mich fühlen, will acht- und sorgsam sein mit Menschen und mit Tieren, was lebt und sei`s ganz klein! Ich bin ein Teil der Schöpfung und alles ist Geschenk».  

 

Darauf lässt der Komponist uns alle den Choral singen: «Wer dieser Erde Güter hat und sieht die Armen leiden. Und macht die Hungrigen nicht satt, will Dürftige nicht kleiden, ist untreu seiner ersten Pflicht: Er lebt die Liebe Gottes nicht, er lebt die Liebe Gottes nicht!»

Und die frohe Botschaft? «In der Zuwendung zum kleinen Kind, in der Zuwendung zu Allem was neu werden will, in unserer täglichen «Menschwerdung» ist Gott uns ganz nah. In der Zuwendung Gottes zu uns Menschen liegt das Geheimnis seiner «Menschwerdung»»! Grund ein kräftiges Gloria zu singen.  

 

Die Stadtpräsidentin von St. Gallen, Frau Maria Antonia Pappa ist Lektorin an der Kathedrale. Was sie dort als Frau nicht darf, ist predigen. Der Bischof mit seinem Gesinde will sich an römische Vorgaben halten! Nicht so im Neudorf in derselben Stadt.

Heute (5.12.21) ist Kirchweihfest mit einem festlichen Gottesdienst. Maja Bösch hat einen feinen Projektchor und ein ad hoc Orchester zusammengestellt. Das ist ihre Stärke! Alle musizieren und singen gern mit dieser lebendigen, sympathischen Musikerin. Die Festpredigt hält die Stadtpräsidentin zum Thema Wirkkraft des Namens. Sie besinnt sich auf ihren eigenen Namen «Maria». Ich höre ihr gern zu, wie sie persönlich berichtet, wie Namen Vor- und Urteile entstehen lassen und wie Namen eine Persönlichkeit positiv und negativ mitprägen können.  

 

In Vilters werde ich öfter mal als Taxifahrer gebraucht. Bei meinen Verwandten stehen wichtige Arzttermine an. Alle gestehen wir uns ein, wir sind älter geworden.

 

In St. Gallen schneit es. Die zwei offiziellen Stellplätze sind belegt. Darum ziehe ich es vor, in die tiefere Region nach Arbon (8.12.21) zu fahren, um auf den Morgen zu warten. Das Seitenfenster beim Fahrersitz ist undicht geworden und durch eingetrocknetes Kondenswasser milchig trüb. Das stört bei direkter Sonnenbestrahlung und auch beim Rückwärtsfahren nachts enorm. Diesen 9. Dezember 21 verbringt mein Womo im Camper & Caravan Center in Arbon. Ich werde vorzüglich behandelt. Strom für die Nacht. Weg von der Strasse parkieren. Trotzdem weckt mich Aldi auf der anderen Strassenseite nachts um vier Uhr mit dem blechernen, scheppernden Laden und Entladen der Container eines LKWs. Abends ist das Seitenfenster ersetzt und die Gummifüllung getrocknet. Regen soll Dank einer neuen Dichtung am Dach nicht mehr in die WC-Lüftung eindringen. Die durchgeknallte Schraube an der Verankerung des Wohntraktes am Fahrgestell ist neu verklebt. Das Radio wieder abschaltbar, weil Andy die Demo-Funktion, die sich nach dem totalen Stromausfall eingeschaltet, wieder ausgeschaltet hat. Wau. So viele kleine Sachen auf einmal. Ich fahre wieder ein total cooles Womo. CCC sei Dank!

 

Nach getaner Arbeit fahre ich von Arbon Richtung Vilters. Kurz vor Kriessern kriecht ein Merdes auf dem Pannenstreifen. Kein Licht. Nur die Warnblinker funktionieren. Ich fahre auf den Rastplatz Kriessern Nord, um mein Handy zu laden. Nach einer Weile klopft es an der Türe. Parlez vous français? Salim ist Franzose, algerischer Abstammung, arbeitet teilweise in St. Croix bei Yverdon in der Schweiz. Schafft Spezialteile auf computergesteuerten Maschinen. Kommt jeden Tag von Pontarlier FR zur Arbeit. Ist verheiratet und wohnt mit Frau und drei Kindern eigentlich in Nizza. Er ist aus dem Welschen unterwegs zu einem Autohändler im Rheintal SG, der ihm einen Porsche Cayenne verkaufen, bei dieser Panne aber nicht helfen will! kann! Der Alternator an Salims Mercedes ist kaputt. Die Batterie wird nicht mehr geladen. So der Befund.   

Das alles weiss ich natürlich erst, nachdem ich ihm spontan alle Hilfe und eine warme Stube mit Tee in meinem Womo angeboten habe. Er muss mein Telefon benutzen, um mit seinem Arbeitgeber, seinem Bruder, seiner Frau, seiner Versicherung in Frankreich zu telefonieren. Ich bestelle ihm den TCS. Das Abschleppen kostet für einen Ausländer pauschal und bar 280 Franken. Es sind gerade mal sechs Kilometer nach Altstätten, wo der TCS für ihn eine Garage und ein Hotel sucht. Die französische Versicherung findet unser Vorgehen akzeptabel. Salim braucht lediglich eine Kostenbestätigung vom TCS und vom Hotel, um das Geld wieder zurück zu bekommen. Um all das zu klären sind eine Menge Gespräche gelaufen.

 

Die TCS-Pannenhelfer meinen, ich solle im Womo gut nachschauen, ob noch alles da sei. Sie hätten so ihre Erfahrungen! Ich entgegne, dass ich seit zehn Jahren in der ganzen Welt tausende Menschen einlade und noch nie bestohlen wurde. Die Leute seien zu überrascht von meiner einladenden Offenheit, um überhaupt an Diebstahl zu denken. Die Pannenhelfer bedanken sich für die Übersetzungshilfe vor Ort. Salim bedankt sich mehrmals mit einem festen Händedruck und merklicher Rührung: «Dich hat der Himmel geschickt!» Ich gestehe ihm und den zwei Jungs vom TCS: Dich hat der Himmel geschickt? Das ist nicht weithergeholt. Ich bin katholischer Pfarrer.» Alle Drei quittieren meine Aussage mit einem lautstarken Oooh und ihre Gesichter leuchten erheitert anerkennend auf!

Der ganze Prozess hat Dank meiner Hilfe nur zweieinhalb Stunden gedauert. Was für kalte Füsse hätte Salim gekriegt und käme immer noch nicht vom Fleck, von dem er keine Ahnung hatte, wo der liegt. Er wollte ja am Nachmittag nach der Arbeit, die er morgens um fünf Uhr begann, nur schnell quer durch die Schweiz fahren, um ein Occasionsauto in Rebstein SG anzuschauen.  

 

Was soll`s! Weiss ich doch, wie froh man im Ausland um Hilfe ist und habe ich doch immer wieder Hilfe «zur rechten Zeit am rechten Ort» erfahren. Davon will ich weitergeben, so viel ich kann. Sooou schööön!  

 

Auf der Weiterfahrt möchte ich die Schnapszahl, die demnächst auf meinem Tacho erscheinen wird, fotografieren. Das Handy liegt hinter mir auf dem Tisch. Unerreichbar während des Fahrens und für so eine Schnapsidee auf dem Pannenstreifen anhalten ist wohl strafbar. Ja…,ja…,ja…, wir schaffen das! Exakt vor der Einfahrt zur Raststätte Rheintal West erscheint die erwartete Zahl auf dem Tacho: 290290 km! Ich fahre auf den Rastplatz und knipse Fotos. Das Womo nennt sie nicht Schnapszahl, sondern «Arbeitszahl».

 

Mir kommt diese Fügung «zur rechten Zeit am rechten Ort» vor wie eine kleine Belohnung für die Pannenhilfe vorhin. Sooo glücklich machen mich kleine Nebensächlichkeiten. «Ich hab`s doch immer gesagt», blinzelt mir Jesus zu: «Selig sind die Armen im Geiste!» Sooou schööön!

 

Das wäre nach meinem Empfinden ein schöner Schluss für den Dezember-Bericht. Aber es geht noch weiter. Dramatisch.

 

Am 19./20. Dezember 21 kriege ich starke Schmerzen am rechten Rückenteil/Lungenflügel? Die Atmung chöderlet spürbar. Diese Nacht zerdöse ich auf dem Beifahrersitz. Liegen kann ich nicht.

 

Der Arzt in Sargans stellt keine bakterielle Belastung fest, das Blut ist rein. Das Röntgenbild zeigt nichts Anormales. Durchs Stethoskop rummelt es in seinen Ohren. Ein Nasentest muss Klarheit schaffen. Auf das Ergebnis muss ich zwei Tage lang warten.

 

In vier Tagen ist Weihnachten. Ich habe versprochen, die «Mitternachtsmesse» in Vilters zu halten. Oh weh! Am Dienstag, 21. Januar erhalte ich um 15.53 Uhr die erlösende SMS: «Getestete Person Geb.-Datum:15.08.1946 Resultat SARS-CoV-2 (RT-PCR): NEGATIV…»

Was der Grund für die Schmerzen war, kennen weder der Arzt noch ich, aber ich bin zusammen mit allen, die davon gewusst und darum gebangt haben, sehr froh über den Verlauf. Meine Schmerzen haben sich nach einem Tag bereits dem Gegenmittel Irfen ergeben.   

 

Nun ist es der 24. Dezember vor Mitternacht. Stefan hat die Kirche sehr aufmerksam geschmückt. Josef spielt schon vor Gottesdienstbeginn mit Instrumentalisten flotte Weihnachtsmusik zur Einstimmung. Sieben wackere Männer reihen sich als Ministranten mit Rauchfass ein. Ich liebe es, an Weihnachten Weihrauch zu schmecken. Es gelingt mir einen bethaften, fröhlichen und auch persönlichen Gottesdienst, wie der Messmer sagt, zu feiern. In der Predigt erzähle ich von Begegnungen mit Menschen auf der Russland-China-Seidenstrasse-Reise zum Thema «Menschwerdung». Vor dem «Stille Nacht» am Ende des Gottesdienstes juckt es mich noch die Geschichte zu erzählen, die mein Freund Albert mir aus dem «Seetaler Bote» von Sr. Karin Zurbriggen zugeschickt hat. Ich gebe sie mit eigenen Worten wieder:

 

«Ein Kunsthistoriker hat sich ein Leben lang gefragt, warum Maria an der Weihnachtskrippe immer so ernst und fast wehmütig dargestellt wird. Niemand konnte ihm diese Frage beantworten, er nahm sie mit ins Grab. Als der dann im Himmel die Gelegenheit wahrnahm und Maria direkt fragte, sagte sie: Ich hätte halt gern ein Mädchen gehabt.»

 

 

Diese Geschichte fasst Jahrzehnte des Ringens von Frauen in der Kirche zusammen und deutet an, wie einfach es wäre, mit Theologen ins Gespräch zu kommen, hätte Maria ein Mädchen geboren, oder gar ein Mädchen und einen Buben?